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Automatisierung ja – aber mit Augenmass

  • patriciamilo1
  • 29. Juli
  • 2 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 25. Sept.

Automatisierung bewegt die Menschheit seit weit über einem Jahrhundert. Von Windmühlen über rauchende Dampfmaschinen zum Industrieroboter bis zum selbstfahrenden Auto haben wir eine lange und spannende Reise hinter uns – und ein Ende ist nicht absehbar. Ängste und Hoffnungen, Chancen und Risiken liegen dabei dicht beieinander.


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Lag der Schwerpunkt der Automatisierung lange Zeit bei den Produktionstechnologien, steht heute die Informatik im Zentrum – seit kurzem mit besonderem Augenmerk auf der Künstlichen Intelligenz. Stets geht es dabei um den Ersatz menschlicher Aktionen durch Maschinen oder die Informationstechnologie.

 

Der Nutzen der Automatisierung zeigt sich tagtäglich: Die Uhr für 20 Franken wäre ohne ein extremes Mass an Produktions-Automatisierung ebenso undenkbar wie der – nicht immer beliebte – tägliche Weckalarm. Bei allen Annehmlichkeiten und Vorteilen der Automatisierung müssen wir indessen achtgeben, nun nicht zu überschiessen. Starr festgelegte Prozesse können unsere Kreativleistung beeinträchtigen oder gar zu einem Verlust an Effizienz führen. Was Workflow-Tools, Bots, Robotic Process Automation oder der neuste Trend der Hyperautomation ermöglichen, ist – bei allen Verdiensten – deshalb mit Weitsicht und Besonnenheit zu nutzen. Dazu einige Beispiele.

 

Wer seine Arbeit vorwiegend von Triggern leiten lässt – etwa Alerts auf anstehenden Tasks –, wird zum Geführten statt zum Führenden. Sinnvoller ist es, den Zeitpunkt für den Blick auf die nach Terminen sortierte Liste selbst zu bestimmen, statt im unpassendsten Moment durch den Terminalert genervt zu werden. Ein weiteres Beispiel: Werden Projektideen den Kollegen erst dann zugänglich gemacht, wenn diese im starren, toolgestützten Workflow die Freigabe durchlaufen haben, dann schränkt dies den kreativen Beitrag der Mitarbeitenden unnötig ein. Und noch eines: Trifft die Anfrage nach personeller Kapazität durch den Projektleiter elektronisch beim Linienvorgesetzten ein, bleibt das so wichtige klärende Gespräch häufig aus.

 

Bei innovativen Aufgaben kann ein Zuviel an Automatisierung einen Verlust an Wertschöpfung nach sich ziehen.

 

Bei der Würdigung der Automatisierung müssen wir stark differenzieren. In den Fokus gehören wiederkehrende Aufgaben, bei denen Kreativität zumindest vordergründig unerwünscht ist. Dies betrifft grosse Teile der mechanisierbaren Arbeit. Aber auch repetitive administrative Jobs wie etwa die Verarbeitung von Bestellungen fallen zunehmend darunter. Bereits beim Arbeitsmanagement ist indessen Vorsicht geboten. Hier kann die Delegation an die Maschine zum Kontrollverlust führen. Als weiteres prominentes Beispiel seien hier die Risiken von KI-gestützten Meeting-Kurzfassungen erwähnt. Doch ganz besonders bei innovativen Aufgaben, in Projekten mit ihren hohen Ansprüchen an Einfallsreichtum und Flexibilität, kann ein Zuviel an Automatisierung einen Verlust an Wertschöpfung nach sich ziehen. Automatisierung hat hier wahres Giftpotenzial.

 

Fazit: Die Übertragung von Aufgaben an die Maschine hat der Menschheit neue Möglichkeiten eröffnet. Damit sie uns nicht entgleiten, braucht es Augenmass: Software sollte Freiräume schaffen, nicht einschränken. Automatisierung – ja. Aber am richtigen Ort, mit Mass und mit Weisheit.


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Diese Kolumne erschien in der Juli/August-Ausgabe 2025 des Swiss IT-Magazine. Sie können diesen hier als pdf herunterladen. Weitere spannende Beiträge finden Sie wie immer auch auf unserer Download-Seite.

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